Los Angeles – Traumfabrik oder Albtraumschmiede?
Obwohl uns Städte immer wieder zum Wahnsinn treiben, fahren wir 2012 mal wieder nach Los Angeles. Hier begann 1995 unser erster großer gemeinsamer USA-Urlaub – und zwar mit einem Riesen Problem. Damals war mein Gepäck nicht da und ich musste mich in der 4-Millionen-Stadt mit dem Nötigsten eindecken – Kleidung, Turnschuhe, Sandalen und einem Schlafsack und einer Isomatte fürs Campen.
50 km (31 Meilen) für einen Schlafsack und eine Isomatte
Dafür sind wir sind damals 50 km (31 Meilen) durch die Stadt gefahren (kein Scherz). Wir haben dann aber einen echt guten Outdoor-Ausstatter gefunden. Den Schlafsack habe ich immer noch und er hat mich 2012 im Yosemite NP bei kühlen Nachttemperaturen wohlig warm gehalten. Da war 1995 übrigens so viel los, dass wir fast keinen Parkplatz gefunden hätten. Das klappt 2012 dann aber recht gut.
Wo geht’s hier nach Hollywood ?
Los Angeles nicht. Gegen das Verkehrschaos in LA war das Fahren in San Francisco beinahe entspannt, abgesehen von den Problemen mit dem Navi, das zwischen den Hochhäusern etwas ins Rotieren kam.Dieses Problem haben wir hier nicht. Dafür rotieren wir umso mehr.
Wir wollen endlich mal das Hollywood-Sign aus der Nähe sehen und ein paar knackige Kerlchen und Mädels am Muscle-Beach in Venice filmen und fotografieren. Da waren wir zuletzt im Winter 2004 und da war natürlich nichts los. Bei unserem ersten Versuch, näher an die neun magischen Buchstaben ran zu kommen, haben wir uns 1995 total vergurkt. Irgendwann sind wir in einer Gegend gelandet, in der wir so ziemlich die einzigen mit einem Fahrzeug waren, das bei uns noch durch den TÜV gekommen wäre. Damals waren die Ausgangspunkte noch nicht bekannt und wir sind auf gut Glück los gefahren.
Nur ein paar Buchstaben …
Diesmal erkundigen wir uns vorsichtshalber im California Welcome Center nach dem besten Platz zum Fotografieren. Die zwei Senioren an der Information springen gleich beide auf, als wir rein kommen und sind sehr hilfsbereit. Wir sind heute die ersten Besucher – und das nach 10:30 Uhr.
Das erste, was wir erfahren, bestätigt das, was wir in einer TV-Sendung gesehen haben. Die Anwohner sind kurz vorm Durchdrehen und wir kriegen höchst-wahrscheinlich keinen Parkplatz. Außerdem sind sich die beiden nicht sicher, ob man da überhaupt noch hin kommt.Ich überlege im Stillen, ob die Anwohner schon Nägel auf die Straße werfen, um den Strom der unerwünschten Besucher zu stoppen. So wird die Traumfabrik für die Anwohner zur Albtraumschmiede.
Die Frau meint dann noch was von „Just a few letters“. Aber für einige sind das halt die Buchstaben, die die Welt bedeuten.
Venice Beach empfehlen sie für den Nachmittag. Erstens ist da mehr los und zweitens sind wir dann auch ganz nahe an unserem Motel in Inglewood. Falls Sie da mal wohnen sollten und Ihr Navi die Adresse Ihres Motels nicht kennt:Beim Ort „Inglewood“ eingeben, bei Los Angeles hat unser Navi keinen Treffer gelandet. Dass wir ein Navi haben und schon überall hin finden, überhört der eifrige Volunteer geflissentlich und erklärt munter weiter. Wie gesagt – wir sind heute die ersten Besucher und er freut sich sichtlich, dass er endlich jemandem weiter helfen kann.
Venice Beach empfehlen sie für den Nachmittag. Erstens ist da mehr los und zweitens sind wir dann auch ganz nahe an unserem Motel in Inglewood. Falls Sie da mal wohnen sollten und Ihr Navi die Adresse Ihres Motels nicht kennt:Beim Ort „Inglewood“ eingeben, bei Los Angeles hat unser Navi keinen Treffer gelandet. Dass wir ein Navi haben und schon überall hin finden, überhört der eifrige Volunteer geflissentlich und erklärt munter weiter. Wie gesagt – wir sind heute die ersten Besucher und er freut sich sichtlich, dass er endlich jemandem weiter helfen kann.
Hollywood für jedermann
Irgendwann können wir unsere Fahrt fortsetzen, aber nicht lange. Dann stehen wir im Stau. In der Gegenrichtung staut es sich schon die ganze Zeit. Um 11:45 Uhr kommen wir am Einkaufszentrum Ecke Highland Avenue - Hollywood Boulevard an – mit großem Parkhaus und gutem Ausblick auf den magischen Schriftzug in den Hollywood Hills, den man auch durch ein Fernrohr bewundern kann. Uns reicht fürs erste eine Teleaufnahme und etwas zu essen. 19 $ für ein Sandwich, ein Wrap und eine Pepsi – plus 7 $ fürs Parken. Hollywood sorgt für einen schlanken Geldbeutel.
Walk of Fame
Am berühmten Walk of Fame schaut natürlich jeder auf den Boden. Das ist manchmal auch gut so, denn genau wie in San Francisco ist der Gehweg auch hier nicht überall im besten Zustand. Einer der unzähligen Anbieter von Hollywood-Touren – incl. Hollywood-Sign – will uns ausnahmsweise nicht zu einer Rundfahrt überreden, sondern auf die Schönheiten von Hollywood in der unmittelbaren Umgebung aufmerksam zu machen. „All the Beauty of Hollywood is above you! Look!“ Er deutet nach oben auf die gegen überliegenden Häuser.
Das mit den Schönheiten ist Ansichtssache. So schön ist die Gegend hier nun auch wieder nicht. Die Hollywood-Schönheit vor dem Kodak Theatre ist heute etwas Kamera-scheu. Also kriege ich das Marilyn-Monroe-Double nur mit vorgehaltener Hand aufs Foto. Die in Stein gemeißelten Namen und Handabdrücke der großen Hollywood-Legenden werden von unzähligen Fans mit Füßen getreten. Da ist kein Durchkommen mehr – vom Fotografieren ganz zu schweigen. Dann begnügen wir uns eben mit den Fotos vom letzten Mal. Da waren wir im Winter und während der Woche hier und das war sogar für uns zum Aushalten.
Venice Beach – Stauen statt Schauen
Langsam wird uns der Trubel eh zu viel und wir machen uns auf den Weg nach Venice Beach. Da war im Winter auch einiges los, aber natürlich nicht so viel wie im Sommer und der Muscle Beach war fast verwaist. Das wollen wir heute nachholen. Leider wird das Wetter immer schlechter und das Verkehrschaos immer größer. Das Navi meldet 20 km (12,4 Meilen) über den Freeway, das wären dann 20 km (12,4 Meilen) im Stau. Also fahren wir vom Freeway runter und landen im nächsten Stau.
Aber wenigstens können wir hier die Beauty of Los Angeles bewundern. Neben der extrem viel befahrenen zweispurigen Straße reihen sich schicke Häuser mit Erkern und anderen architektonischen Spielereinen, gepflegtem Rasen und bunten Blumen-Arrangements. Arme Leute wohnen hier sicher nicht. Um den Verkehrslärm sind sie aber nicht zu beneiden.
Zu dem bewölkten Wetter kommt langsam auch noch ein strammer Wind dazu und das Thermometer sinkt unter 20 ° C (68 ° F). Nicht unbedingt das ideale Wetter für einen Ausflug an den Strand. Nur sehen die Kalifornier das scheinbar anders. An der Küste sind Nebel und Wind keine Seltenheit – auch wenn im Landesinneren strahlender Sonnenschein herrscht. Also sind die Beach-Fans von LA und Umgebung das schlechte Wetter wahrscheinlich gewöhnt.
Und so stehen wir auf der Suche nach einem Parkplatz in Venice immer noch im Stau. Am Straßenrand geht natürlich gar nichts. Deshalb kosten die Parkplätze hier auch 17 $. Und sind trotzdem voll. Nach der 4. oder 5. Ehrenrunde drehen wir ziemlich genervt um.
Genervt waren wir vorher schon – von dem Dauer-Stau und unserer hirnrissigen Idee, am Wochenende nach LA zu fahren, obwohl wir genau wissen, dass uns Städte grundsätzlich auf die Nerven gehen. Auf dem Weg ins Motel schreibe ich mir meinen Frust von der Seele. Wenn man mehr steht als fährt, geht das im Auto ganz gut und es hilft ein wenig. Die Nerven liegen nicht mehr so blank wie vorher und wir können uns den weiteren Herausforderungen der Traumfabrik stellen, die für uns bei jedem Urlaub zur Albtraum-Schmiede wird.