Abends auf ein Bierchen gehen – gar nicht so einfach
Wie gesagt - in den USA ist vieles anders als bei uns. Man bekommt nicht in jedem Supermarkt Bier oder Wein und auch nicht in jedem Café oder Restaurant. Fastfood-Anbieter oder auch Restaurant-Ketten wie Pizza Hut oder Denny’s dürfen meistens keinen Alkohol ausschenken. Am Abend mal auf ein Bier oder ein Glas Wein gehen ist außerhalb der großen Städte oder Touristenzentren auch nicht so einfach - oder praktisch fast unmöglich – genau wie am Nachmittag mal irgendwo einen Kaffee trinken. Das stellen wir auch Anfang Juni 2012 wieder fest.
Nach unserer Irrfahrt in die Coyote Buttes South haben wir erst mal endgültig mit dem Offroad-Fahren abgeschlossen und möchten nach dem wirklich harten und langen Tag gerne noch ein Bierchen zwitschern. Unser letztes Bud haben wir uns am Vorabend nach dem ebenso anstrengenden und langen Offroad-Trip zum Toroweap geteilt. In unserem Supermarkt gibt es keines. Außerdem hat der am Sonntag geschlossen, genau wie der Liquor Shop, der Laden, in dem es nur Alkohol gibt. Der liegt in Kanab übrigens neben Highway Patrol und Polizei, ein Anwalt ist auch gleich nebenan. Coole Kombination. Das hat uns schon immer amüsiert.
Wir kennen Kanab mittlerweile recht gut, weil wir schon ziemlich oft und teilweise auch ziemlich lang da waren. Also wissen wir, dass es hier keinen Pub oder etwas Ähnliches gibt. Hunger haben wir keinen mehr, aber um 20:45 Uhr könnte die Hauptzeit fürs Abendessen langsam vorbei sein. In kleinen Orten wie Kanab (ca. 4500 Einwohner) schließen Restaurants meistens ziemlich früh, auch wenn der Ort nur 45 km (28 Meilen) vom Zion und 130 km (81 Meilen) vom Grand Canyon North Rim entfernt liegt.
Dafür ist das Publikum dann etwas internationaler. Am Tisch hinter uns studieren zwei italienische Paare die Speisekarte. An einem anderen Tisch sitzt ein weiterer Gast, dessen Begleitung mit unüberhörbarem nicht-amerikanischem Akzent redet. Und nun kommen noch wir dazu, zwei Germans, die am Abend auf ein Bier gehen wollen. Das geht natürlich nicht so einfach, weil das hier keine Bar ist. Also müssen wir so tun, als ob wir etwas essen würden, z. B. Chips mit Salsa, genau gesagt Nachos mit Salsa.
Wir sind in einem amerikanisch-mexikanischem Restaurant direkt neben unserem Motel. Das ist nicht mal für mich was zu essen, und ich werde manchmal schon von einer Banane und einem Apfel satt. Außerdem sind wir beide keine großen Nacho-Fans und essen normal überhaupt kein Knabberzeug. Ich trinke normal auch kein Bier, obwohl das daheim viel besser schmeckt als hier. Aber im Urlaub ist halt alles anders. Damit wir nicht als Alkoholiker dastehen, greifen wir bei den Nachos ordentlich zu. Die sind nicht mal so übel und die Salsa-Sauce ist echt gut. Das scharfe und salzige Zeug macht natürlich durstig und so genehmigt sich Manfred noch ein zweites Corona.
Um 22 Uhr ist Schluss
Um 21:40 Uhr bietet man den Italienern am Nebentisch noch ein Dessert an, mit dem Hinweis, dass der Laden um 22 Uhr schließt. Das ist den Leuten aus Bella Italia dann wohl etwas zu ungemütlich. Sie lehnen dankend ab und kriegen sofort die Rechnung überreicht. Das ist auch so eine amerikanische Unsitte, die mir bei Denny’s schon mehrfach aufgefallen ist. Wenn ein Gast doch noch Nachtisch will, müssen sie die Rechnung noch mal ausstellen. Wir werden bei Denny's übrigens mehrfach nach Dessert gefragt - mit der Rechnung in der Hand, obwohl ich noch nicht aufgegessen habe und kaum Leute im Lokal sind. Das ist aber nicht überall so. Im Hollywood Café in San Francisco hat uns beim Frühstück nie jemand zum Aufbruch gedrängt, obwohl meistens schon mehrere Gäste auf einen freien Tisch gewartet haben. Im Three Bears Café in Kanab ist es auch deutlich gemütlicher.
Hier wollen die Bedienungen einfach Feierabend machen. Das verstehen wir. Drinnen wird schon Staub gesaugt, obwohl auch hier noch einige Gäste sitzen. Wir zahlen mit Trinkgeld stolze 25 $ für drei kleine Bier (à 0,33 Liter) und ein paar Nachos. Für das Geld haben wir am Tag zuvor bei Pizza Hut ein komplettes Abendessen bekommen. Die Pizza war so riesig, dass der Rest fast für ein weiteres Abendessen gereicht hat. Auch das ist typisch USA – es gibt fast nur XXL-Portionen. Deshalb wollten wir ja nur was trinken gehen.