Im Yosemite ist mal wieder der Bär los
Auf dem Rückweg von den Bridal Veil Falls herrscht auf der Panoramastraße Hochbetrieb. Das ist im Yosemite NP zwar nichts Neues, aber so ein aufgeregtes Durcheinander kann eigentlich nur eines bedeuten: Wildlife!
Tatsächlich ist auch schon das Wildlife-Management vor Ort. Das sieht aber eher nach Besucher-Management aus. Zwei junge Rangerinnen bemühen sich redlich, die Scharen aufgeregter Tierfreunde und das zunehmende Verkehrschaos zu regeln. Natürlich sind keine Parkplätze mehr frei. Also bleibt jeder einfach am Straßenrand stehen - auch wir und noch 3-4 weitere Autos, und zwar so, dass man auf der Straße zu den Bridal Veils Falls noch an uns vorbei kommt, obwohl da momentan wahrscheinlich eh keiner mehr vorbei will. Das passt aber nicht ins Konzept des Wildlife-Traffic-Managements der beiden Parkangestellten.
Sie schreien zu uns herüber, dass wir uns auf die andere Straßenseite stellen sollen - also da, wo der junge Schwarzbär steht. Bären mögen es gar nicht, wenn man rum schreit. Und schon ergreift Meister Petz die Flucht in den Wald. Wir sehen ihn nur noch von hinten von dannen eilen. Schade ! Wir hätten gerne noch ein paar Fotos gemacht.
Es geht auch ohne Wildlife-Management
2007 hatten wir mehr Glück. Da waren wir am späten Nachmittag nur auf der Durchfahrt zum Tioga Pass und konnten mehrere Minuten einen jungen Schwarzbären beobachten, der sich von den Besuchermassen nicht hat stören lassen (Bild links). Aber da war auch kein Wildlife-Management im Einsatz.
Das fordert eine Viertelstunde später zum Glück auch keiner an. Und so können wir fast eine halbe Stunde lang in aller Ruhe einen ausgewachsenen Schwarzbären beobachten. Der steht am anderen Ende einer Wiese am Waldrand und lässt sich auch nicht von den zahlreichen Passanten am Wanderweg nebenan aus der Ruhe bringen. Die können den Bären gar nicht sehen, weil Bäume dazwischen sind.
Wir überlegen uns, wie oft wir bei unseren Wanderungen schon wenige Meter an einem Bären vorbei gelaufen sind, z. B. auf unserer Drei-Tages-Tour am Chilkoot Trail in Alaska - mit unseren duftenden Rucksäcken voller Proviant. Einen kurzen Moment wird uns ein wenig mulmig zumute. Dann freuen wir uns wieder über den Bären in der Wiese, auch wenn er ein bisschen weit weg ist. Aber dafür hat man(fred) ein Tele dabei. Wie üblich bildet sich auch hier schnell eine große Menschenansammlung. Alle verhalten sich korrekt: Jeder bleibt stehen, keiner schreit rum und alle genießen dieses einzigartige Tiererlebnis. Scheinbar beherrschen die meisten Yosemite-Besucher das Wildlife-Management auch alleine ganz gut.
Manchmal wäre es mit Wildlife-Management doch besser
Ausnahmen bestätigen die Regel. Als wir am Abend noch mal eine kleine Runde durch den Park drehen, sehen wir wieder ein paar Leute an einer Wiese stehen. Einige sind Richtung Wald unterwegs - u. a. ein junger Vater mit einem Kleinkind auf dem Arm. Also vermuten wir ein Wapiti oder ähnliches. Einer der Tierfreunde an der Straße macht uns auf das Objekt der Begierde am Waldrand aufmerksam: Es ist ein ausgewachsener Bär! Wir trauen unseren Augen nicht.
Spätestens jetzt sollte wirklich jemand das Wildlife-Management einschalten. Dieses Verhalten ist im höchsten Maße leichtsinnig und auch unverantwortlich. Zum Glück macht der Bär hier dasselbe wie sein Artgenosse am Nachmittag und zieht sich in den Wald zurück. Die leichtsinnigen Tierfreunde kommen heil aus der Nummer raus. Wir müssen nicht entscheiden, ob wir uns korrekt verhalten und die Spielverderber spielen sollen.
Mittlerweile verstehen wir die Aufregung der beiden jungen Rangerinnen bei dem jungen Bären, der heute Nachmittag nur wenige Meter von der Panoramastraße entfernt stand. Bei den vielen Tierfreunden im Yosemite ist es theoretisch nur eine Frage der Zeit, bis mal einer was Blödes macht, z. B. zu nah ran gehen oder sein Kind mal einen echten Bären streicheln lassen...
Don't feed the Wildlife!
Zu nah dran ist am Nachmittag auch ein anderer Tierfreund, der uns mit seinem absolut nicht korrekten Verhalten zu einer sehr gelungenen Nahaufnahme verhilft. Er füttert auf der Fahrt zum Glacier Point - dem besten Aussichtspunkt auf die Vernal-Falls und Yosemite-Falls, vom Auto aus einen Kojoten an, der am Waldrand direkt neben der Straße steht - und zwar lange genug, dass wir unser Auto parken und ihn auch noch in aller Ruhe fotografieren können. Er lässt Manfred dann sogar mit dem Tele durch's Seitenfenster fotografieren und ist sichtlich stolz darauf, dass er uns zu einem so tollen Foto verhelfen kann.
A fed animal is a dead animal
Das mit dem Anfüttern finden wir aber trotzdem gut. A fed animal is a dead animal - Ein gefüttertes Tier ist ein totes Tier. Im Sommer ist der Andrang bei dem beliebtem Aussichtspunkt enorm. Da fällt sicher immer wieder mal ein Brocken für das örtliche Wildlife ab - absichtlich oder unabsichtlich. Im Winter sind viele Pässe und Bergstraßen gesperrt - sicher auch die lange, steile und kurvenreiche Strecke zum Glacier Point. Wovon lebt der Kojote, wenn die zweibeinigen Futterlieferanten ausbleiben? Wilde Tiere sollten den Menschen wirklich nicht als Nahrungsquelle sehen.