Lake Powell - Alstrom Point -
Wir fahren Meilen weit für eine spektakuläre Aussicht
Wir fahren Meilen weit für eine spektakuläre Aussicht
Erster Versuch – Der Weg ist das Ziel
Manchmal ist der Weg das Ziel - vor allem, wenn man das Ziel mal wieder nicht erreicht. Für uns gehört der Alstrom Point zu dieser Kategorie. Die Aussicht auf den spektakulärsten Blick auf den Lake Powell gerät auf der einsamen Offroad-Fahrt durch diese wirklich spektakuläre Landschaft fast in den Hintergrund. Der extrem trockene Sommer hinterlässt auch am Lake Powell seine Spuren. Der See hat immer weniger Wasser und an vielen Stellen bilden sich bereits Sandinseln.
Die Fahrt geht im großen und ganzen ganz gut. Es gibt zwar einige Waschbrett-Strecken - das mögen wir beide nicht - und auch sandige Passagen. Aber der Sand ist nicht sehr tief und damit auch kein Problem. Beim ersten Aussichtspunkt auf den Lake Powell meistert gerade ein älteres Paar in einem Jeep offensichtlich mit viel Mühe die felsige Passage, an der wir bereits 2010 umgedreht sind. Dem Nummernschild nach ist es ein Privatfahrzeug aus Georgia. Die beiden bleiben in einigem Abstand von uns stehen und bewundern die Aussicht. Amerikaner sind normal ziemlich kontaktfreudig. Aber so einsame Gegenden genießen sie wohl auch am liebsten alleine. Das haben wir heuer erst wieder in der Bisti Wilderness erlebt und 2007 im Sidestep Canyon. Als die beiden zum Auto zurück gehen, hören wir was von "Kamera" und das Wort "wahrscheinlich". Vermutlich meinen sie unsere Go Pro auf dem Auto. Also sind das keine Amerikaner, sondern Deutsche, die scheinbar mit einem Privat-Fahrzeug unterwegs sind.
Das hatten wir in der Bisti Wilderness auch schon. Genau wie das Umdrehen an dieser Stelle. Die ist natürlich nicht besser geworden seit 2010 und mit unserem Fahrzeug trauen wir uns das echt nicht zu. Die einzigen, die uns hätten helfen können, wenn wir stecken bleiben, sind schon wieder weg und wir wollen nichts mehr riskieren. Ein platter Reifen im Urlaub reicht. Theoretisch könnten wir das letzte Stück natürlich zu Fuß gehen. Aber uns läuft die Zeit davon, weil wir um 17 Uhr unseren Jeep für den nächsten Tag abholen müssen. Mit dem schaffen wir diese Passage einige Tage später mühelos.
Zweiter Versuch - Wir fahren Meilen weit für eine spektakuläre Aussicht
In einer alten Zigarettenwerbung – die Jüngeren unter Ihnen werden diesen Spot nicht mehr kennen - geht ein Cowboy Meilen-weit für seine Filterzigaretten und läuft sich dabei ein Loch in den Stiefel. In einem anderen etwas neueren Werbespot läuft ein Autofahrer, dem das Benzin ausgegangen ist, noch etliche Kilometer weiter zu einer Tankstelle, wo „alles super“ ist. Wir fahren uns bei unserem ersten Meilen-weiten Ausflug zu einem spektakulären Geheimtipp ein Loch in den Reifen und finden bei den Meilen-weiten Offroad-Touren zu einem spektakulären Aussichtspunkt nicht alles super.
Nach unserem haarsträubenden Ausflug zu den Coyote Buttes South sind wir erst mal echt froh, als wir wieder auf dem Highway sind und verabschieden uns im Geiste endgültig vom Offroad-Fahren (vorerst...) Aber weil wir heute mal wieder ein wenig irre sind und noch einen richtig Gelände-tauglichen Jeep haben, fahren wir noch mal 80 km (50 Meilen) Offroad - dann aber hoffentlich wirklich zum letzten Mal. Schließlich kostet der Jeep 150 $ am Tag – da sollte man er nicht um 16 Uhr vorm Motel parken.
Manfred hat am Tag zuvor alle GPS-Tracks gelöscht bis auf Coyote Buttes South und White Pocket. Den hätte er besser auch löschen sollen. Dann hätte uns das GPS vielleicht nicht auf Abwege gelotst und wir wären vielleicht wirklich bei den Coyote Buttes South angekommen. Aber so haben wir noch ein wenig Zeit für den zweiten spektakulären Aussichtspunkt auf unserer Liste, den Alstrom Point. Der ist ca. 79 Meilen (127 km) von Kanab entfernt – 57 Meilen (91 km) auf dem Highway bis Big Water, die restlichen 22 Meilen (36 km) sind Offroad.
Auch hier ist die Piste auf weiten Strecken ziemlich Waschbrett-mäßig. Aber gegen die Pisten zu Toroweap und den Coyote Buttes South ist das fast ein luxuriöses Fahrgefühl. Den Weg haben wir noch einigermaßen im Kopf und verfahren uns nur einmal kurz. Für echte Offroad-Fans wäre das hier wohl viel zu langweilig, bis auf die grobe und steile Passage, an der wir schon zweimal umgedreht sind, zum ersten Mal 2010 und zum zweiten Mal einige Tage zuvor. Mit einem echten Jeep mit der nötigen Bodenfreiheit, guten Reifen und Untersetzung, die man in diesem Gelände eben braucht, ist die felsige Steilpassage überhaupt kein Problem. Dahinter geht es eh wieder ganz normal weiter. Das würden wir auch mit unserem Dodge Journey schaffen – auch ohne Allrad-Ausführung.
Allrad schützt vor Pannen nicht
Ganz sicher ist man aber nie. Auf der Hinfahrt steht ein Jeep im Gelände. Der Fahrer signalisiert uns sofort, dass er keine Hilfe braucht. Er hat nur einen platten Reifen. Den hatten wir heuer auch schon mal. Nur saß der so bombenfest, dass er mit dem windigen Werkzeug im Auto unmöglich zu wechseln war. Richtige Allrad-Fahrzeuge sind da wohl besser ausgestattet. Auf dem Rückweg ist von dem gestrandeten Offroad-Fan nichts mehr zu sehen. Aber uns wird wieder bewusst, dass ein gutes Geländefahrzeug mit guten Reifen auch nicht vor Pannen schützt.
Manchmal ist wirklich der Weg das Ziel
Der Alstrom Point bietet wirklich einen atemberaubenden Blick auf den Lake Powell, wahrscheinlich sogar den besten. Ein Stück weiter vorne sieht der See aber auch ganz gut aus. Da sind wir 2010 mit einem normalen PKW hin gekommen.
Und natürlich sieht der Lake Powell – genau wie der Grand Canyon – auch an anderen Stellen gut aus, und die sind ganz bequem auf dem Highway zu erreichen, ohne Zusatzkosten für einen teuren Jeep und ohne Risiko von Reifenpannen weit ab jeglicher menschlichen Behausung und ohne Handynetz.
Wir kommen wieder heil aus der Piste raus. Unser Jeep Modell 2001 auch, zumindest quietscht er nicht mehr als vorher. Gegen 19 Uhr steht er vollgetankt und total eingestaubt wieder beim Autovermieter. Wir genießen wieder das luxuriöse Fahrgefühl unsere Dodge Journey AWD und den guten Zustand des Highway 89 nach Kanab. Mit dem Offroad-Fahren haben wir vorerst wieder abgeschlossen. Und das wollen wir heute Abend noch mit einem Bierchen begießen. Nur ist das ist in den USA manchmal gar nicht so einfach.