Born to be wild - Zum ersten Mal auf einer Harley
Dass sich ein Harley-Fahrer unbedingt mit deutschen Touristen fotografieren lassen will, kommt wohl eher selten vor.
Deshalb ist das auch eine meine Lieblings-Stories in diesem Urlaub, neben der Frage, ob wir Isländisch sprechen.
Eigentlich wollten wir am Memorial Day Weekend drei Tage im Canyonlands Nationalpark campen. Da haben wir die Leute kennen gelernt, die uns für Isländer gehalten haben (der Mann stammt übrigens aus Deutschland und hat kein Wort verstanden) und die beiden stürmischsten Camping-Nächte unseres Lebens verbracht.
Motel-Suche am Memorial Day – gar nicht so einfach
Nach zwei schlaflosen Nächten flüchten wir uns in ein Motel in Green River, 70 Meilen nördlich von Moab. Das ist an diesem Wochenende komplett ausgebucht, genau wie das 54 Meilen (86 km) südlich gelegene Monticello, in dem wir vorher waren. Das Motel 6 hat nur noch Raucherzimmer frei, das nächste Motel hat kein WiFi, das dritte ist völlig ausgebucht wegen dem busy weekend. Also fahren wir in ein kleines Motel, das auf den ersten Blick keinen so tollen Eindruck macht. Drinnen ist aber ganz gemütlich und Frühstück gibt es auch. Das WiFi funktioniert hier zwar nicht immer, aber immerhin können wir das Wichtigste im Internet abrufen, den Wetterbericht. Der sagt weiterhin stürmisch an und so sieht es auch aus.
Ein Foto mit zwei Germans
Als wir gegen 17 Uhr vom Einkaufen zurück kommen, sitzt ein junger Mann in Shorts und Sandalen auf der Bank vor dem Motel neben seiner Harley. Kontaktfreudig wie Amerikaner sind fragt er sofort, wo wir her kommen. Nach dem üblichen "Oh Germany !" sagt er auf Deutsch: "Mein Vati ist von Nürnberg, meine Mutti ist von Kempten".
"Oh great! We are from Bavaria, too!"
"Oh great! We are from Bavaria, too!"
Landshut kennt er nicht und wir erklären ihm, dass das ca. 50 Meilen (80 km) von München und jeweils ca. 115 Meilen (190 km) von Nürnberg und Kempten entfernt ist, also genau zwischen den Heimatorten seines Vatis und seiner Mutti liegt. Dann ruft er seinen Kumpel im Zimmer zu, dass er mal mit der Kamera kommen und "a photo with these two guys" machen soll.
Ehe wir uns versehen, stehe ich zwischen Manfred und einem Harley-Fahrer und lächle in eine Kamera-Handy. Ich sehe nach zwei schlaflosen Nächten ziemlich zerknittert aus und der starke Wind hat meine Frisur endgültig ruiniert, aber der Harley-Fahrer ist glücklich und wünscht uns einen schönen Abend (auf Deutsch). Wir sind beide total zerschossen. Deshalb kommen wir auch nicht auf die Idee, dass wir auch ein Foto für uns machen könnten.
Der frühe Fotograf kriegt das Foto mit der Harley
Als wir am nächsten Tag gegen 19 Uhr von den Arches zurück kommen, sehe ich genau so zerknittert und zerzaust aus wie am Vortag. Die Harley steht noch vor dem Nachbarzimmer, vom Fahrer ist aber nichts zu sehen. Dafür kommt er am nächsten Morgen kurz nach 7 Uhr und gleich nach uns in die Lobby zum Kaffee holen. Da herrscht schon reger Andrang und so haben wir ein wenig Zeit zum Plaudern.
Eine Frau fragt mich, ob wir aus Frankreich kommen. Sie erklärt mir dann auf Deutsch, dass sie dachte, ich hätte einen französischen Akzent. Natürlich findet auch sie es amüsant, dass wir auch schon für Isländer gehalten wurden. Scheinbar habe ich einen ziemlich internationalen Akzent…
Dann frage ich den Harley-Fahrer, ob wir ein Foto mit ihm machen könnten. Sonst glaubt uns das ja kein Mensch. Definitively. Er holt sich nur einen Kaffee und klopft dann an unsere Tür. Und so muss sein Kumpel am frühen Morgen schon wieder mit der Kamera ran, diesmal mit unserer. Das Motiv ist wieder dasselbe: Harleyfahrer mit Manfred und mir - ich in der Mitte - nur diesmal ausgeschlafen und frisiert. Und ich darf auch mal auf der Harley sitzen. So ein Angebot schlage ich natürlich nicht aus.
Achtung Biker! Foto gefällig?
Meine Born-to-be-wild-Abenteuer werde ich aber wohl weiterhin eher in der Natur suchen. Wir sind eher Hiker als Biker. Wenn uns aber ein Harley-Fahrer um ein Foto bittet oder einen Platz auf seinem Bike anbietet, sind wir sofort wieder dabei!