Little Finnland - Manche Geheimtipps sollten besser geheim bleiben
Manche Geheimtipps sollten besser geheim bleiben. Little Finnland können wir nur ausgesprochenen Offroad-Fans mit viel Zeit empfehlen. Wenn Offroad-Fahren für Sie ein notwendiges Übel ist, um irgendwo hin zu kommen, wo fast keiner hin fährt, sollten Sie sich vielleicht lieber ein anderes Ziel aussuchen.
Falls Sie doch nach Little Finnland wollen, sollten Sie vorher sicher stellen,
- dass Sie tatsächlich in der Lage sind, mit dem Werkzeug in Ihrem Wagen einen Reifen zu wechseln
- -und/oder die Nummer des Pannendienstes in Mesquite, Nevada aufschreiben -
Wenn Sie Geld sparen möchten, notieren Sie die Nummer vom AAA North Las Vegas. Der ist für diese Gegend zuständig - und kennt sie genau so wenig wie die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung und USA-Touristen. Das ganze macht natürlich nur Sinn, wenn Sie nicht in Little Finnland selbst hängen bleiben. Da haben Sie natürlich kein Handynetz und wahrscheinlich kommt da auch so schnell keiner vorbei. Aber das ist bei allen abgelegenen Geheimtipps so. Deshalb sollten Sie natürlich auch ein wenig Abenteuergeist mitbringen. Aber das ist Ihnen sicher eh klar.
Warum wir nach Little Finnland fahren
Little Finnland wird von einigen Profi-Fotografen im Internet als sehenswerter Abstecher vom Valley of Fire mit bizarren Felsformationen gepriesen. Die Fotos wirken recht überzeugend. Natürlich sind die am Abend aufgenommen, bei der idealen Lichtstimmung. Deshalb sehen wir auch sofort die Reste eines Lagerfeuers. Bei Nacht möchten wir diese Strecke allerdings nicht fahren.
Drei Stunden Anfahrt - Der Weg ist nicht immer das Ziel
Die Anfahrt dauert ab dem Valley of Fire exakt drei Stunden. Der erste Teil verläuft auf dem Freeway durch eine extrem öde Gegend. Teil 2 ist Offroad – eine gute Einstimmung auf unsere geplante Fahrt zu den Coyote Buttes South.
Schlimmer ist die Piste da auch nicht beieinander. Und vor allem nicht ganz so verzweigt. Es gibt unzählige Möglichkeiten, falsch abzubiegen. Ein paar nutzen wir. Dank GPS merken wir das aber immer sehr schnell und können jedes Mal nach wenigen Metern umdrehen. Bisher ist das also kein Problem.
Bei einer echt krassen Passage denke ich einen kurzen Moment ernsthaft ans Umdrehen. Aber jetzt sind wir schon so weit gefahren. Da schaffen wir das letzte Stück auch noch. Irgendwann sehen wir ein Schild "Backcountry Byway". Das muss ich natürlich unbedingt fotografieren. Sonst glaubt echt kein Mensch, dass das hier eine offizielle Straße ist, genau gesagt eine Durchgangsstraße zum Lake Mead. Natürlich ist der kürzeste Weg nicht immer der Beste. Hier ist er es definitiv nicht.
Der Wind macht es nicht besser
Der Wind bläst hier noch stärker als im Valley of Fire. Das macht es natürlich nicht unbedingt besser. Als ich das „Backcountry Byway“-Schild fotografiere, bläst es mich fast weg. Dann kriege ich die Autotür fast nicht mehr auf. Manfred muss mir die Kamera abnehmen, damit ich wieder ins Auto komme. Dazu brauche ich heute wirklich beide Hände. Auch das hatten wir schon, 2010 im Monument Valley. Nur hat sich die Anstrengung damals gelohnt.
Der Weg hat sich nicht gelohnt
Langsam frage ich mich, wer so was ins Internet stellt und nichts darüber schreibt, wie sehr man hier durch die Pampa gurken muss. Wer kommt überhaupt auf so was? Und wer fährt hier lang? Also passieren darf hier nichts. Da wären wir echt aufgeschmissen. Irgendwann sind wir dann endlich da. Und ziemlich enttäuscht.
Auf den ersten Blick hat sich die lange und mühsame Anfahrt nicht gelohnt. Vielleicht kommt ja auf den zweiten Blick irgendwas total Spektakuläres zum Vorschein. Wir haben in den USA schon viele absolut spektakuläre Felsformationen gesehen. Also wird hier wohl kaum was um die Ecke kommen, was uns nach der elenden Gurkerei total aus den Socken haut. Das Problem ist dann, dass ich nicht um die Ecke komme.
Nach einer Viertelstunde stehe ich vor einem Zaun, der von makrobiotische Krusten umgeben ist. Die ist die absolute Grundvoraussetzung dafür, dass in solchen Gegenden Pflanzen wachsen können. Wenn man da nur einmal kurz drauf tritt, wächst da die nächsten zehn Jahre gar nichts mehr. Also drehe ich um. Ich bin echt total sauer. Jetzt versäumen wir auch noch den Sonnenuntergang im Valley of Fire. Dann müssen wir uns halt mit den Bildern vom Sonnenaufgang begnügen. So hat es sich wenigstens gelohnt, dass ich am Morgen um 5 Uhr schon am Campingplatz rum geknipst habe.
Den Rückweg aus dem Gebiet schaffen wir leichter und ohne Verfahren. Manfred und unser Jeep Cherokee bewältigen das an einigen Stellen doch ziemlich krasse Gelände ohne Probleme. Fotografieren wollen wir nicht mehr. Erstens kommt das am Bild meistens eh nicht richtig rüber, zweitens ist es immer noch wahnsinnig windig. Und last but not least könnten wir es doch noch bis zum Sonnenuntergang ins Valley of Fire schaffen. Das ist uns jetzt wichtiger. Als wir wieder auf der befestigten Straße sind, sind wir zuversichtlich.
Den Sonnenuntergang erleben wir jedoch irgendwo mitten im Nirgendwo - mit einem platten Reifen.